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In ganz Europa demonstrieren Schüler freitags für den Klimaschutz. Ihren Ursprung hat die mittlerweile globale Bewegung in Schweden. Dort ging die Schülerin Greta Thunberg nach den Sommerferien, ab dem 20. August 2018, nicht mehr in die Schule. Stattdessen saß sie täglich drei Wochen bis zu den Parlamentswahlen in Schweden vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm und demonstrierte mit Schild und Flyern für den Klimaschutz. Nun sind am vergangenen Freitag in Limburg 300 Schüler auf die Straße gegangen, um es Greta gleichzutun.

Nach diesen drei Wochen hat Greta Thunberg ihren Protest auf den Freitag reduziert, wodurch die Massenbewegung #FridaysForFuture (Freitags für die Zukunft) entstanden ist, und woher sie ihren Namen hat. In Australien sind sogar mal 15.000 Schüler für das Klima auf die Straßen gegangen. Das zeigt die Dynamik, die diese von der 16-jährigen Schwedin ausgelösten Bewegung mittlerweile hat. Und sie hat nun auch Limburg erreicht.

300 Schüler für den Klimaschutz

So gingen am Freitag 300 Schüler auf die Straße und machten blau. Die Demo ist auf dem Bahnhofsvorplatz gestartet und führte über den Neumarkt, Kornmarkt, Plötze und der Hospitalstraße zum Europaplatz. Dabei riefen die Schüler den Schlachtruf der Bewegung „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“. Plakate und Trillerpfeifen machten das Bild komplett, womit die jungen Erwachsenen auf sich aufmerksam machen wollten.

In Limburg sind am vergangenen Freitag 300 Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Sie folgen damit dem Beispiel der 16-jährigen Greta Thunberg aus Schweden. © Heike Lachnit (HL-journal.de)In Limburg sind am vergangenen Freitag 300 Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Sie folgen damit dem Beispiel der 16-jährigen Greta Thunberg aus Schweden. © Heike Lachnit (HL-journal.de)
In Limburg sind am vergangenen Freitag 300 Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Sie folgen damit dem Beispiel der 16-jährigen Greta Thunberg aus Schweden. © Heike Lachnit (HL-journal.de)

Auf den Schildern und Plakaten waren Aussagen zu lesen, wie beispielsweise:

  • „Das Klima ist aussichtloser als mein Abi“,
  • „Lieber Klimafrage als Existenzfrage“,
  • „This planet get hotter than my boyfriend“,
  • „Bunte Welt statt braune Kohle“,
  • „Make Earth Cool Again“,
  • „Klimaschutz statt Klimaschmutz“,
  • „No Nature, No Future“,
  • „Es gibt keinen Planet B“,
  • „Unsere Zeit läuft ab!“ und
  • „Der Klimawandel wartet nicht bis 2038“.

Heike Lachnit vom HL-journal war vor Ort und konnte mit den Organisatoren der Freitagsbewegung in Limburg sprechen, wie sie in ihrem Arikel schreibt. Zusammengekommen sind sie alle, weil sie sich Sorgen um ihre Zukunft machen. So sagte Franziska Vogel, Mitorganisatorin der Demo: „Wir wollen eine lebenswerte Zukunft. Wir wollen plastikfreie Meere und erneuerbare Energie sowie einen Ausstieg aus Kohlekraft. Das 1,5-Grad-Ziel muss eingehalten werden, damit der Klimawandel noch zu bremsen ist“, sagte sie weiter.

Monatelange Vorbereitung

Die Schüler Franziska Vogel, Tilmann Weigelt, Maximillian Flick sowie Linda Nguyen haben die Demo schon seit Monaten vorbereitet. Damit folgen sie den tausenden von Schülern, die weltweit unter dem Hashtag #FridaysForFuture auf die Straßen gehen. Hauptsächlich jedoch in Europa. Außerhalb unseres Kontinents sind Schüler und Studenten bisher nur in Australien und Kanada auf Demos gegangen. In Deutschland wurde das erste Mal im September 2018 in Berlin gestreikt.

Erstaunt zeigten sich die Organisatoren von der Beteiligung an dem Streik. „Am Montag haben wir 100 Demonstranten angemeldet, und jetzt sind wir so viele“ zeigt sich Franziska Vogel beeindruckt. Sie kann es noch gar nicht richtig fassen und war schier überwältigt von der Menge. Am Ende sind rund 300 Schüler zur Aktion erschienen.

Doch was treibt auch die Limburger Schüler auf den Europaplatz? Zum einen waren es für Maximillian Flick und Tilmann Weigelt die hohen Temperaturen in der vergangenen Woche. „Jetzt erst recht“ ist ihre Devise. Schon vorher und bereits länger haben sie sich zu dem Thema Gedanken gemacht. Schließlich ist Klimawandel aufgrund der Aktualität und der nicht zu übersehenden Ereignisse und Folgen naturgemäß ein wichtiges Unterrichtsthema. Jedoch haben die zwei Jungs den Eindruck, es geschehe nichts. So war für beide klar, auch privat aktiv zu werden und sich zu engagieren.  

Grundlegendes Umdenken muss stattfinden

Und so brachten sie ihren Unmut auf die Straße, weil sie den Eindruck haben ihre Zukunft würde gegen die Wand gefahren, wenn sich in Politik und Bevölkerung nicht etwas ganz massiv ändert und ein grundlegendes Umdenken endlich stattfindet. Die zwei jungen Erwachsenen wolle was ändern! Maximilian beschreibt es so: „Wir versuchen, unseren Verpackungsmüll zu reduzieren, aber das ist nicht immer einfach.“ Tilmann hingegen hat einen konkreten Vorschlag für den Magistrat: „Erhöht deutlich die Gebühren für die Parkplätze. Dann lassen die Menschen auch mal ihre Autos stehen und nutzen das Fahrrad, gehen zu Fuß oder nehmen den Bus.“

Jeden Freitag gehen Schüler und Studenten bundesweit unter dem Hashtag #fridaysforfuture auf die Straße. © dpa
Jeden Freitag gehen Schüler und Studenten bundesweit unter dem Hashtag #fridaysforfuture auf die Straße. © dpa

Der Schülerstreik hat während der Schulzeit stattgefunden. Die Schulen werden Fehlstunden der Aktivisten protokollieren. Tilman Weigelt sagt: „Uns wurde zugetragen, dass den Schülern teilweise mit Schulverweisen gedroht wurde, aber ich freue mich, dass die dann trotzdem gekommen sind.“ Stolz äußert sich auch Linda Nguyen: „Was sind schon Fehlstunden? Es geht um unseren Planeten.“ Für Jan Dönges von den Jusos ist der Klimawandel die größte Krise der Menschheit. „Wir müssen die da oben wachrütteln und brauchen einen kompletten Wandel in der Klimapolitik.“ Seine Aufforderung an die Schüler am Freitag: „Seid laut, damit wir die Politiker wachrütteln.“

Schülern geht es um Einhaltung des Klimaschutzabkommens

Den Schüler geht es vor allem darum, dass Politik weltweit das Klimaschutzabkommen einhält. Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz (COP21) im Dezember 2015 hatten sich 195 Länder erstmals auf ein allgemeines, rechtsverbindliches weltweites Klimaschutzübereinkommen geeinigt.

Hinweis: Der Klimavertrag wurde von 196 sogenannten Parteien abgeschlossen, hinter denen 195 Staaten sowie die EU stehen. In vielen Quellen im Web ist die Info zu finden, es handle sich um 196 Staaten.

So umfasst das Übereinkommen einen globalen Aktionsplan, durch den die Erwärmung der Erde auf deutlich unter 2 °C begrenzt werden soll, um einem „gefährlichen Klimawandel entgegenzuwirken“. Erklärtes Ziel ist, den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich begrenzen würde.

Schüler-Union distanziert sich von Protesten

Indes distanziert sich die Schüler-Union Limburg-Weilburg in einer Pressemitteilung vom Schülerstreik. Es sei zwar bemerkenswert, dass sich so viele Schüler politisch engagieren und auf die Straße gingen, und sie würden sich auch darüber freuen, dass sich Schüler für Politik begeistern. Ebenfalls sei der Klimawandel ein wichtiges Thema. Dennoch distanziere sich die Schüler-Union von der Bewegung. Am Unterricht einmal nicht teilnehmen, um ein Zeichen zu setzen, sei noch verständlich. Es dürfe aber kein Dauerzustand werden. Auch sei es nicht in Ordnung den Schülern zu vermitteln, dass sie nun jeden Freitag auf die Schule verzichten könnten. Nicht nur Klimaschutz sei wichtig, Bildung auch. Außerdem würden die Proteste während der Schulzeit auch Schüler anlocken, die schlichtweg keine Lust auf Schule habe. Demonstrationen außerhalb der Schulzeiten seien für die Schüler-Union die bessere Lösung.

Schüler kämpfen für ihre Zukunft

Es macht Mut zu sehen, dass sich Schüler so für ihre Zukunft engagieren und einsetzen. Mich erinnert das an die Zeiten des Waldsterbens in Deutschland, als viele Wälder systematisch aufgeforstet wurden und ganze Waldstücke wieder mehr naturbelassen gelassen wurden. Genauso wurde der saure Regen thematisiert, Ursache von Luftverschmutzung.

Ganze Unterrichtsstunden hat das Thema gefüllt. Auch wurden wir insgesamt für Natur- und Umweltschutz sensibilisiert, denn die Umstände sind nicht neu. Sie sind eben nur wesentlich schlimmer geworden, denn erst Anfang des neuen Jahrtausends wurde deutlich, wie rasant sich die Situation entwickelt.

Wir hatten 1992 das Vergnügen den zu jener Zeit alten und neuen Hessischen Umweltminister Joschka Fischer, der zu Gast in der PPC-Schule war, in der Turnhalle der Theodor-Heuss-Schule zu seinen umweltpolitischen Einstellungen und Maßnahmen als Umweltminister befragen zu dürfen. Das zeigt, dass Umwelt- und Naturschutz seit Ende der Achtziger fortwährend ein wichtiges Thema war. Damals waren allerdings noch nicht alle Folgen und Faktoren evaluiert.

Es war zwar beispielsweise bekannt, dass sich Plastik über Jahrhunderte hinweg zersetzt, jedoch war nicht absehbar, dass mit der Zunahme der Weltbevölkerung als auch insgesamt der Konsumgüter und Verpackungen aus Plastik, so viel Müll entstehen würde, dass niemand mehr wusste und weiß, wohin damit. Laut Süddeutsche Zeitung wurde Plastikmüll in Meeren und Ozeanen bereits in den 1990er Jahren als Problem erkannt. Schließlich wird Plastik seit Ende der Dreißigerjahre produziert.

Der Mageninhalt eines toten Albatros-Jungvogels, aufgenommen im September 2009 im Midway Atoll National Wildlife Refuge im Pazifik mit Plastik-Treibgut, womit das Jungtier von seinen Eltern gefüttert wurde. Foto: Chris Jordan (US Fish and Wildlife Service), © CC BY 2.0
Der Mageninhalt eines toten Albatros-Jungvogels, aufgenommen im September 2009 im Midway Atoll National Wildlife Refuge im Pazifik mit Plastik-Treibgut, womit das Jungtier von seinen Eltern gefüttert wurde. Foto: Chris Jordan (US Fish and Wildlife Service), © CC BY 2.0

Deutschland Vorreiter in Sachen Mülltrennung

Produkte aus Plastik mussten irgendwann zwangsläufig im Müll landen. Mal ganz abgesehen von den ganzen Verpackungen, Einwegflaschen und Einkaufstüten. Auch wurde bereits 1991 die Verpackungsverordnung verabschiedet und brachte Deutschland die Mülltrennung und deren Markenzeichen, den Grünen Punkt. Deutschland war weltweit Vorreiter. Hieran ist zu erkennen, dass nicht nichts getan wurde, sondern es ständig eine Auseinandersetzung mit dem Thema gab und der damit einhergehenden Entwicklung. Was allerdings heute offensichtlich wird: Die Dinge, die gemacht wurden, waren eindeutig zu wenig, um die Erde und das Klima auf Kurs zu halten.

Ebenfalls wurden wir als Schüler dafür sensibilisiert, unseren Müll nicht überall hinzuwerfen. Vor allem nicht in der Natur. Leider haben viele diese Lehrstunden verpasst, wie es häufig an Straßenrändern von Land- und Bundesstraßen zu sehen ist, als auch an dem Müll, der in Wäldern illegal entsorgt wird. Der Rhein schon immer Dauerthema bezüglich Fischsterbens wegen der ansässigen Chemiekonzerne. Folge war die Reglementierung dieser entlang des Rheins. Smog ein weiteres und enormes Problem in meiner Jugend. Ganze Fabriken mussten mit entsprechender Filtertechnik aus- und nachgerüstet werden.

Als Eisbären dann 2006/2007 begannen ihren Lebensraum an den Klimawandel zu verlieren, wurde das Ausmaß vor allem hinsichtlich der globalen Erwärmung zum ersten Mal richtig deutlich. Dazu muss ehrlich gesagt werden: Richtig fahrt hat die Problematik in der Zeit nicht gewonnen. Erst 2015 konnten sich die besagten 195 Länder rechtsverbindlich einigen. Die ehrgeizigen Klimaziele werden trotzdem nicht eingehalten! Die Umweltpolitik in Deutschland hat Tradition und eine Geschichte. Trotzdem ist der Zenit erreicht, und de facto kann es so nicht weitergehen. Und genauso wie wir damals, oder auch die Umwelt-Aktivisten im Kampf gegen Atommüll und -kraftwerke, ist nun die nächste Generation auf der Straße im Einsatz für den Umweltschutz, und nun auch und vor allem für den Klimaschutz.

Umdenken und Wandel findet bereits länger statt

Denn mittlerweile ist Umweltschutz mehr als das, was wir in der Jugend damit verbunden haben. Seit Jahren entwickelt sich ein ganz anderes Bewusstsein, gerade in Sachen Konsum. Es soll nachhaltig sein. Menschen teilen auf Basis der Ökonomie des Teilens Produkte. Communitys und Soziale Netzwerke haben diese Entwicklung forciert. Und so war zu erwarten, dass eben diese Generation, die seit ihrer Kindheit damit groß wird, jetzt die Schnauze voll hat und konkrete Ergebnisse geliefert haben möchten.

Jetzt schon gibt es in Großstädten viele Menschen die darauf achten, wie sie einkaufen. Läden ohne Verpackungen sind aktuell dabei sich zu etablieren. Leute ärgern sich in sozialen Netzwerken über in Plastik verpacktes Gemüse. Viele Verpackungsarten werden hinterfragt. Unternehmen sehen ihr Image gefährdet und handeln entsprechend, um weiterhin bei Kunden gut anzukommen. Sie brüsten sich regelrecht mit einer nachhaltigen Unternehmensphilosophie.

Geprägt davon werden diese Jugendlichen nicht blind einkaufen, sondern eben bewusst nachhaltig. Sie versuchen Verpackungsmüll zu vermeiden. Das sind zwar kleine Schritte, aber wenn jeder diese kleinen Schritte geht, werden es große Schritte sein. Und wir hier in unserer Gesellschaft befinden uns in einer Transformation. Das zeigen die Papiertüten in Supermärkten, denn Plastiktüten gibt es dort nicht mehr.

Doch zurück zu #FridaysForFuture: das war keine einmalige Aktion. Am 15. März ist der nächste Schülerstrike im Namen des Klimaschutzes geplant.

(lm)

Quellen:

  1. HL-journal
  2. Nassauische Neue Presse
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