Auch 2018 ist Limburg die Stadt im Kreis mit der höchsten Kriminalitätsbelastung. In Limburg Opfer einer Straftat zu werden, ist somit wesentlicher höher als im übrigen Kreis. So wurden in Limburg und seinen Stadtteilen 39,6 Prozent aller registrierten Straftaten im Landkreis begangen. Um einen aussagekräftigen Vergleichswert für die Kriminalitätsrate der einzelnen Kommunen zu haben, wird eine Häufigkeitszahl herangezogen, bei der die Fälle auf 100.000 Einwohner hochgerechnet wird.

Denn mit den reinen Fallzahlen ist ein Vergleich kleinerer Gemeinden, wie Weinbach oder Elbtal, mit Städten wie Limburg, Weilburg oder Bad Camberg schlichtweg nicht möglich. Elbtal hat gerade mal 2.425 Einwohner; Limburg hingegen 34.989. In Elbtal sind 2018 45 Straftaten festgestellt worden; in Limburg 2.859! Werden diese Straftaten nun auf 100.000 Einwohner hochgerechnet, so können in Elbtal 1.856 Fälle angenommen werden, in Limburg gar 8.171.

Limburgs Häufigkeitszahl fast doppelt so hoch wie Durchschnitt des Landkreises

Der Landkreis liegt mit seinen 172.382 Einwohnern (Stand: 30.09.2018) und 19 Kommunen mit einer Häufigkeitszahl (HZ) von 4.202 Straftaten pro 100.000 Einwohner deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 5.971 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Limburg hingegen liegt mit einer Häufigkeitszahl in Höhe von 8.171 deutlich darüber. Was den Unterschied bei der Erhebung der Häufigkeitszahl für Limburg ist: In der Kreisstadt dürfen nicht nur die fest gemeldeten Einwohner für die Belastungsberechnung herangezogen werden. Neben Limburg liegen drei weitere Kommunen über dem hessischen Durchschnitt, und zwar Bad Camberg (HZ = 5.296), Weilburg (HZ = 4.823) und Hadamar (HZ = 4.468).

Häufigkeitszahlen (HZ) für die Kommunen in Limburg-Weilburg 2017 und 2018 (HZ = Hochrechnung Straftaten auf 100.000 Einwohner). © Neues Limburg
Häufigkeitszahlen (HZ) für die Kommunen in Limburg-Weilburg 2017 und 2018 (HZ = Hochrechnung Straftaten auf 100.000 Einwohner). © Neues Limburg

Kriminalitätsrate Limburg: Scheint hoch, aber konstant im Sinkflug

Auch wenn es vielen Mitbürgern nicht danach scheint, ist die Kriminalitätsrate gerade in Limburg deutlich gesunken, was die Häufigkeitszahlen der vergangenen Jahre zeigen. So wurden 2013 hochgerechnet auf 100.000 Einwohner 10.348 Fälle registriert, 2014 waren es 10.431, 2015 sogar 11.125, bis es schließlich 2016 zur ersten deutlichen Senkung auf 9.905 Straftaten kam. Seit 2016 werden jährlich immer weniger Fälle durch die Polizei registriert. 2017 sank die Zahl erneut um 542 auf 9.363 erfasste Strafanzeigen. Vergangenes Jahr haben sich die erfassten Straftaten sogar drastisch reduziert, und zwar um weitere 1.192 Straftaten auf nunmehr 8.171. Schauen wir auf die tatsächlichen Zahlen unabhängig von der Häufigkeitszahl, sind 2018 2.859 Straftaten bei der Polizei aktenkundig geworden – 400 weniger als noch 2017.

Jahr HZ Veränderung Prozent
2013 10.348
2014 10.431 +83 +1%
2015 11.125 +694 +6%
2016 9.905 -1.220 -12%
2017 9.363 -542 -6%
2018 8.171 -1.192 -15%

Warum kommen in Limburg wesentlich mehr Straftaten vor, als im Rest des Kreises?

Wir stellen diese Frage bewusst rhetorisch, denn jeder sollte sie beantworten können. Limburg ist ein Ballungszentrum, ein Verkehrsknotenpunkt, und das schon immer in der 1.100-jährigen Geschichte der Stadt. Die Gründe, warum es gerade in Limburg zu viel Kriminalität kommt sind vielfältig. Die Zahl der Einwohner spielt dabei eine große Rolle: Umso mehr Einwohner, umso mehr schwarze Schafe, umso mehr Straftaten. Dass die Einwohnerzahl von Bedeutung ist, spiegelt die Statistik konsequent wider. Naturgemäß rangieren hinter der Kreisstadt Bad Camberg als zweitgrößte Stadt im Kreis mit 14.217 Einwohner (Stand: 31.12.2017) und die drittgrößte Stadt Weilburg mit 13.022 Einwohner (Stand: 31.12.2017).

Aber nicht nur die Zahl der Einwohner spielt eine Rolle, sondern auch das, was die Stadt zu bieten hat. So ziehen Einkaufmöglichkeiten viele Menschen aus den Gemeinden um Limburg herum in die Kreisstadt. Wo viele Menschen sind und hinkommen, da zieht es auch Straftäter hin. Darüber hinaus pendeln täglich viele Arbeitnehmer in die Stadt: 2012 gab es 16.063 Einpendler; dem gegenüber standen 6.401 Auspendler. Des Weiteren kommen sehr viele Schüler aus dem näheren Umland, was die Anzahl an Menschen in der Stadt um einen weiteren Faktor erhöht. Diese Faktoren begünstigen unter anderem Einbrüche und Diebstähle. Eigentumsdelikte machen im gesamten Kreis über die Hälfte der Straftaten aus.

Zentrale Verkehrslage begünstig Verbrechen und Verbrecher

Nicht nur weil sich so viele Menschen in Limburg tummeln, ist die hohe Kriminalitätsbelastung zu erklären. Es ist auch die Lage als Hauptverkehrsknotenpunkt. In Limburg treffen wichtige Bundesstraßen aufeinander und die A3 tut ihr Übriges. Durch die Stadt führen Bundesstraßen 8, 54 und 417, die im Zentrum Limburgs aufeinandertreffen. Die Bundesstraße 54 führt zur Meil. Wer nach Berlin möchte, fährt von der A3 ab und auf die B49 Richtung Gießen. 😉

So ist es für Straftäter ein Einfaches, in Limburg beispielsweise Fahrzeuge zu entwenden und diese schnell über die Autobahn wegzuschaffen. Oder auch Einbrüche werden durch die verkehrsreiche Lage begünstigt. Einbrecher sind schnell über alle Berge. Es sind also mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen. Zeitweilig halten sich deutlich mehr Menschen in Limburg auf, was den allein auf die Einwohnerzahl berechneten Belastungswert an Kriminalität relativiert.

Der Limburg-Komplex: Bahnhofsvorplatz

Im März 2017 wurde die B(esondere) A(ufbau) O(rganisation), kurz BAO Bahnhof, ins Leben gerufen, da es auf dem Bahnhofsvorplatz öfters zu Auseinandersetzungen kam. Ziel der BAO ist Präsenz zeigen und verdeckt zu ermitteln und verstärkt zu kontrollieren. Weiteres Ziel ist das Sicherheitsgefühl der Bürger. Limburger haben signalisiert, dass sie sich am Bahnhof nicht mehr sicher fühlten. Deshalb soll die BAO das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken, Straftaten verhindern und begangene Straftaten schnellsten aufklären.

Kontrolliert wird mehrmals in der Woche bis in den späten Abend. Als wichtiger Bestandteil wird die Sichtung und Auswertung der Aufnahmen der Videoschutzanlage am Bahnhof von der Polizeidirektion Limburg-Weilburg benannt. Wurden durch die Kontrollen 2017 noch 120 Straftaten aufgedeckt, waren es 2018 nur etwa 50 Anzeigen. Vergangenes Jahr wurden am Bahnhof über 1.000 Personen kontrolliert. 35 der 50 von den Beamten festgestellten Straftaten waren Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Entsprechende Verfahren wurden eingeleitet.

BAO Bahnhof hat zu deutlicher Verbesserung der Sicherheitslage am Bahnhof geführt

Frank Göbel, Kriminaldirektor der Polizeidirektion Limburg-Weilburg, zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen der BAO Bahnhof. Die aus der Einrichtung resultierenden Maßnahmen haben sich bewährt und zu einer deutlichen Verbesserung der Sicherheitslage am Bahnhof geführt. 2019 soll die „festgelegte Einsatzkonzeption, mit täterorientierten Ermittlungen, offenen und verdeckten Maßnahmen sowie Querschnittsaufgaben […] in Zusammenarbeit mit der Stadt Limburg und mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei […] fortgesetzt“ werden. Die Polizei arbeitet gemeinsam mit der Stadt laufend daran, das Sicherheitsgefühl besonders auf dem Bahnhofsvorplatz sowie dem Bahnhofsbereich zu verbessern.

(lm)

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